Das Weinjahr 2016
Der Austrieb setzte aufgrund der relativ hohen Temperaturen so um den 15. April ein. Die Augen platzten auf und die Triebe waren ca. 5 cm lang.
Bis dann der 26. April kam. Ich sehe mir immer nach „Dienstschluss“, wenn ich von der Arbeit heim komme, die Tagesschau und den Wetterbericht der ARD im Internet an. Es folgte die Ankündigung, dass es einen Wintereinbruch und Minustemperaturen geben wird… das wurde aber von vielen Landwirten nicht ernst genommen, da die Ankündigung in eine fast frühsommerliche Phase hineinplatzte, wo alle sagten: „Wir hatten keine Winter, nie Temperaturen weit unter Null - und jetzt vor dem 1. Mai soll dann der Winter kommen? Verrückt, oder?
Wintereinbruch Ende April!
Aber der Winter kam! Und was die Besonderheit daran war, dass nämlich die Kaltluft mit warmer Luft vom Mittelmeer zusammentraf und auch noch starke Schneefälle an der Alpensüdseite auslöste. Vom 25.04. bis 27.04. war es in Kärnten und der Steiermark durchgehend weiß. Die Schneemassen waren derart schwer, dass sogar die Hagelnetze der Obstkulturen aufgrund der Schneelast zerstört wurden.
Bei uns versuchte ich durch Abdecken die Schäden abzuwenden. Das hätte auch funktioniert, aber ich habe zu spät damit begonnen und hatte nicht so viele Decken zur Verfügung, um den ganzen Weingarten abzudecken.
Aber die Triebe, die ich abdeckte, blieben vom Frost verschont. Folge des Frostes war ein sehr „gedehnter“ Reifeverlauf. Das heißt die Triebe, die geschädigt wurden, starben ab und man musste auf den Austrieb des Beiauges warten. Das Beiauge bringt aber nur sehr wenig Fruchtholz und dem entsprechend niedrig war dann auch der Behang mit Trauben aus diesem Beiauge.
Der Witterungsverlauf im Jahr 2016 war über fast die gesamte Vegetationsperiode nass, nass, nass. D.h. wir mussten die Spritzintervalle genau einhalten und sogar verdichten, da aufgrund des enormen Fäulnisdrucks die Peronosporagefahr („Falscher Mehltau“) enorm war. Wir konnten die wenigen Trauben aber mit großem Arbeitseinsatz erhalten.
Was auch ein Problem der Feuchtigkeit war, dass das Wachstum des „Unkrautes“ in der Stockzone heuer enorm war. Ich musste fast ständig Unkrautarbeit machen um die Weinstöcke von Distel, Hirse, Brennessel, Klee,…etc. zu befreien.
Der warme September rettete noch den Jahrgang und wir ernteten zwar wieder wenige Trauben, aber diese waren sehr gesund.
Weinlese
Wir ernteten ca. 100 kg. Trauben, wobei die Rotweintrauben überwiegten. Nur der Rösler, der in den letzten Jahren sehr ertragreich war, fiel fast vollständig aus.
Dafür ließen wir die spätreifenden Sorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Blaufränker hängen und konnten das erste Mal eine sehr späte Lese am 2. November machen. Die anderen Sorten wurden am 24. Sept. geerntet und gepresst. Wir machten daraus wieder, so wie in allen Jahren davor zwei „gemischte Sätze“ d.h. die Trauben werden zum selben Zeitpunkt geerntet, gerebelt gepresst und miteinander vergoren.
Wir haben wieder 200 Liter Most aus Retz im Weinviertel zugekauft. Heuer bekamen wir Welschriesling mit Weißburgunder.Die Vergärung des Mostes erfolgte in 150 Liter-Behältern OHNE Zugabe von Hefe, also heuer spontan! Sie dauerte etwas länger und ich musste durch Erwärmen des Mostes mit den Heizstäben nachhelfen, damit der Most nicht „stecken bleibt“. Bei den beiden Rotweinen habe ich sowieso stärker aufgewärmt, um die Farbausbeute zu erhöhen.
Die Weine in den beiden Behälter schmecken etwas unterschiedlich, sie wurden filtriert und abgeschwefelt.
Die Zuckerwerte waren 2016 um ca. 1 KMW (Klosterneuburger Mostwaage)niedriger als 2015 dafür aber die Säure etwas höher, was frischere knackigere Weine ergibt, die dem österreichischen Weinempfinden näher kommen als sehr alkoholstarke, breite und wuchtige Weine aus sehr warmen Jahren. Die Weine schmecken sehr fruchtig und jugendlich.
Diesen Weißwein boten wir auch heuer wieder auf einem Stand im Rahmen der Welser Shopping-Night an. Wir erhielten viel Lob von den Passanten, die unsere Weine probierten. Diese Präsentation unseres Vereins und unseres Weines war somit ein großer Erfolg für uns.
Von den Rotweinen gibt es zwei Chargen mit unterschiedlichen Leseterminen, 20 Liter vom 24. September und 20 Liter vom 3. November. Die beiden Rotweine sind schon trinkbar und ich habe in mehreren Cuvéetierungsversuchen festgestellt, dass ein Verschneiden=Cuvéetieren der beiden Rotweine von Vorteil wäre.
Bernhard Obermair
„Kellermeister“