Das Weinjahr 2018
Die Witterung und der Wein
Der Winter begann spät, so spät, dass viele schon glaubten, den Winter eigentlich überstanden zu haben. Aber einem viel zu milden Dezember und Jänner fast ohne Niederschläge folgte dann der Februar ungewöhnlich kalt und schneereich.
Die Wintersportorte jubelten, denn der Betrieb war plötzlich weit über Ostern hinaus möglich, obwohl es zuerst so aussah, dass der Schibetrieb aufgrund von Schneemangel und zu hohen Temperaturen nach den Semesterferien eingestellt werden muss. Genau so war es auch bei uns. Wir bekamen endlich einmal ausreichend Niederschläge in Form von Schnee. Eine Schneedecke schützte die Rebstöcke und war zugleich dann Feuchtigkeit für das Frühjahr.
Der Winter wollte aber nicht aufgeben, dem sehr kalten Februar folgte ein sehr kalter März. Von Frühling wie in den letzten Jahren zu dieser Zeit keine Spur. Dann aber von einer Woche auf die andere kamen wir vom Frieren zum Schwitzen. Es ging viel zu schnell und wir hatten fast schon Sommer. Ende April kratzten wir schon wieder an der 30° Marke. Das war auch das letzte Mal im heurigen Jahr, dass wir nennenswerte Niederschläge bekamen. Ostern war noch sehr feucht und viel zu kalt. Was damals viele Leute ärgerte, erwies sich aber als letzte Wasserspende im heurigen Hitzejahr.
Sommer heiß und trocken
Es wurde heiß und bis in den Oktober hinein immer sonnig. Es gab heuer das gesamte Sommerhalbjahr keinen einzigen Kälteeinbruch. Dementsprechend entwickelten sich die Kulturen. Heuer war das Jahr des Überflusses. Sämtliche Obstsorten, von Äpfel, Birnen, Zwetschken über Nüsse bis hin zum Wein konnten Rekordmengen geerntet werden. Der Pflanzenschutz war heuer kein Problem weil aufgrund der Trockenheit Peronospora („Falscher Mehlteau“) überhaupt kein Thema war. Einzig Oidium (Echter Mehltau = Pilzerkrankung) konnte man ein wenig beobachten und musste bekämpft werden. Ich hielt aber trotzdem die Spritzintervalle ein, reduzierte aber natürlich die Aufwandsmenge und ließ ab August das Kupfer ganz weg - verwendete mehr Vitisan, Cocana und Pflanzenstärkungsmittel.
Im ganzen Land waren alle Stahltanks ausverkauft. Die Winzer füllten alle verfügbaren Behälter bis zum Rand. Als Nebeneffekt verfielen natürlich die Preise. Kostete ein Kilogramm Qualitätsweintrauben im Jahr 2017 noch um einen Euro, so verfiel der Preis heuer auf 30 Cent! Dass sich da die Arbeit nicht mehr lohnt und dann wieder viele Traubenerzeuger und Nebenerwerbswinzer ans Aufhören denken ist betriebswirtschaftlich leicht nachvollziehbar.
In den traditionellen Weinbaugebieten entlang der Donau wirkte sich ein klein wenig Niederschlag kurz vor der Ernte auf die Erntemenge beträchtlich aus. Leider hatten die Winzer in den nördlichen Regionen des Weinviertels überhaupt keine Niederschläge zu verzeichnen. Das ergibt aber aufgrund der enormen Trockenheit über die gesamte Vegetationsperiode doch gröbere sensorische Beeinträchtigungen bei den Weinen.
Weißweinernte am 4. September
Auch wir hatten bei der Weißweinernte am 4. September 2018 hochsommerliche 30° . Das Traubenmaterial kam somit viel zu warm in die Verarbeitung. Es treten daher bei den kellertechnischen Maßnahmen wie Eiweißstabilisierung, Enzymgabe etc. dann Probleme auf, weil der Traubenmost gleich am nächsten Tag zu gären beginnt und ein Absetzen des Trubes dann nicht mehr möglich ist. D.h. der Traubenmost enthält dann zu viel Schwebestoffe, die sich dann im Jungwein negativ auswirken können und alle weiteren Verarbeitungsschritte wie Klären und Filtrieren sind dadurch komplizierter, aufwändiger und fehleranfälliger.
Die Trauben waren noch in gutem Zustand, der Regen hat sie aufquellen lassen und der Zuckerwert war dann bei der Ernte am 4.9. 2018 geringer als bei der Messung am 20. August! Dafür war die Menge gewaltig angewachsen. Dasselbe Problem hatten alle Weinbauern in Österreichs Weinbauregionen, wo Ende August Regen fiel.
Unsere Erntemenge beim Weißwein waren ca. 200 Lt. Das Traubenmaterial hatte 16 KMW, 6,8g/l Säure und 3,3 ph-Wert (der pH-Wert ist ein Maß für die Stärke der sauren bzw. basischen Wirkung einer wässrigen Lösung). Anreicherung auf 18 KMW mit 2,85 kg/hl Sacch. ergibt lt. Stierschneiderformel einen Alkohol im fertigen Wein bei völliger Durchgärung von 12,5%Vol. Nach der Vergärung wurden nach Abzug von der Grobhefe die Menge auf 170 Lt. reduziert.
Heuer schafften wir uns eine Rebelmaschine an. Diese hatten wir bei der Weißweinernte noch nicht, aber den Uhudler konnten wir zu zweit in drei Stunden verarbeiten, wo aber für die gleiche Menge Weißwein 20 Leute halfen und wir die gleiche Zeit brauchten!
Rotweinernte: am 21.09.2018
Alle blauen Trauben wurden heuer auf einmal geerntet. KMW vorhanden 17,5° - der Zuckerwert vergrößerte sich in einem Beobachtungszeitraum von fast 3 Wochen nicht, weil der Behang zu groß war. Aufbesserung auf 19,5° KMW. Menge 110 Lt. Maischegärung 10 Tage, danach Abpressen mit der kleinen Hydropresse.
Für das Weingartenfest am 30.09. haben wir auch noch 100 Lt. Uhudlersaft gepresst. Wir verzögerten die Gärung durch Kühlung, um beim Fest Uhudlersturm anbieten zu können, der sehr regen Zuspruch bei den Besuchern unseres Festes gefunden hat. Wir haben fast 50 Lt. als Sturm gebraucht. Die Uhudlertrauben wurden von verschiedenen Hobbygärtnern gebracht, die auch heuer so viele Trauben ernteten, dass sie diese nicht mehr verarbeiten konnten.
Weingartenbrand („Grappa“)
Bei der Brennmaische hat es auch leider einen Aufschub gegeben. Weil der Brenner im Urlaub war, konnte die Maische nicht zur richtigen Zeit gebrannt werden. Wir haben die Maische aber schlussendlich doch zum Hochmaier gebracht, wo sie hoffentlich schon in Schnaps umgewandelt wurde.
Momentan ruhen alle Weine auf der Feinhefe in den Tanks, sind beim Abklären und warten aufs Filtrieren und Abfüllen. Natürlich haben wir unseren Wein auch schon verkostet und können berichten, dass wir beim Weißwein wieder eine gute Qualität erreicht haben. Der Rotwein ist noch nicht fertig, aber auch hier bin ich sehr optimistisch.
Bernhard Obermair, „Kellermeister“